Dienstag, 12. Februar 2013

The heart knows something that we don't know...




Als Griechin, die in Deutschland aufgewachsen ist, jedoch einige Zeit ihres Lebens auch in Griechenland verbracht hat, war die Identitätsfrage immer ein großes Thema. Denn irgendwie habe ich mich nirgendwo richtig zuhause gefühlt. Oft bin ich verreist, in andere Länder, habe woanders gelebt, überall habe ich mich wohl gefühlt, aber das Gefühl von Heimat war nie so richtig da.
Bis ich nach Berlin kam. Eine Stadt, die widersprüchlicher nicht sein kann, die eigentlich gar nicht meinem Geschmack entspricht. Als kleine Romantikerin hatte ich schon immer ein Faible für Details. Verträumte verschlafene Städte haben mich seit jeher fasziniert. Ob Paris mit den kleinen Cafés und den süßen Gassen oder London mit seinem Harry Potter Charme und der wundervollen gotisch angehauchten Architektur – dies alles finde ich bezaubernd. Anders als in Berlin, wo oftmals Plattenbauten dominieren, je nachdem, in welchem Stadtteil man sich befindet und wo im Allgemeinen ein rauer Tonfall herrscht. Aber was mir als erstes auffiel, als ich vor zehn Jahren das erste Mal nach Berlin kam, war diese Vielseitigkeit. Jeder Stadtteil in Berlin verkörpert seine eigene kleine Stadt. Kreuzberg erinnert mich im Sommer an Thessaloniki, Friedrichshain hat was von New York in den 80ern wie mein Onkel immer sagt, der Prenzlauer Berg hat was sehr Einladendes und Optimistisches und wenn man sich in den Randbezirken wie Dahlem oder Lichterfelde befindet, hat man das Gefühl, in einem eigenen kleinen Dorf zu sein, fernab von Berlin.
Jeder dieser Stadtteile hat auch seinen eigenen Geruch. Wenn man in den frühen Morgenstunden nach einer durchfeierten Nacht auf dem Weg nach Hause durch Neukölln läuft, begegnen einem teils schöne und teils weniger schöne Gerüche. Der Markt, der am frühen Morgen seine Stände aufbaut und Obst und Gewürze auslädt, riecht einfach herrlich. Ein paar Meter weiter riecht es allerdings wieder nach Hundekot, denn als extrem hundefreundliche Stadt haben leider viel zu viele Herrchen noch nicht begriffen, dass sie die kleinen braunen Pakete ihrer Lieblinge entsorgen sollten. Die Fahrt mit dem Bus an so einem Morgen ist nicht der Rede wert. Schnapsleichen, noch stark alkoholisierte Partyfreunde und andere fragwürdige Gestalten verströmen einen eher weniger angenehmen Duft. Aber der Bäcker nebenan mit den frischgebackenen Brötchen versöhnt mich meistens wieder.
Als ich irgendwann vor einigen Jahren beschloss, endgültig nach Berlin zu ziehen, war ich mir noch nicht ganz sicher, ob das die richtige Entscheidung war. Zu Beginn fuhr ich noch relativ oft zu meinen Eltern nach NRW, wenn mal ein verlängertes Wochenende anstand. Und da merkte ich das erste Mal, dass ich Berlin vermisse, wenn ich woanders bin. Dass es mir ein mulmiges Gefühl bereitet, wenn ich die Stadtgrenze verlasse und mein Bauch kribbelt, wenn ich auf dem Weg zurück den Fernsehturm von weitem erblicke. An diesen einen speziellen Tag als mir das klar wurde, kehrte ich gerade nach Berlin zurück. Es war der erste Mai. Ich stieg am Görlitzer Bahnhof aus. Das Wetter war herrlich und ich beschloss mir das Fest in Kreuzberg anzuschauen. Der Duft war überwältigend. Es roch überall nach Essen, nach Wärme, nach Freude – nach Zuhause!

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