Donnerstag, 7. Februar 2013

Der kleine Schreibling





Ich glaube daran, dass ein Mensch platzen kann. Ja, wirklich. Und zwar nicht nur metaphorisch. Ich rede hier von der tatsächlichen Bedeutung. Platzen vor Neugier, vor Ungeduld und platzen weil zu viele Gedanken das Universum seines Gehirns bevölkern. Diese Gedanken haben bei mir eine menschliche Form. Sie sind kleine Arbeitstiere die in meinem Kopf rumlungern und darauf warten Unheil anzurichten. Nicht alle, einige versuchen Ordnung in das Chaos zu schaffen. Aber mein ordentlichster Gedanke ist immer noch chaotischer als der Messinachbar von Nebenan. Ein Männchen nennt sich Verdrängung. Den habe ich besonders gerne. Er verschafft mir phasenweise Ruhe und sperrt einfach alle möglichen Gedanken in eine große Truhe, ganz hinten in meinem Gehirn irgendwo da wo sich der Hipotalamus und das Großhirn reffen. Leider sind Truhen keine Zauberhüte so wie diese die die Magier für ihre Zaubertricks benutzen. Diese Hüte aus denen Hasen und Tauben rausgezogen werden. Ach kleiner Hut wieso hast du so viel Platz?
Einer dieser Gedanken hat es geschafft das Chaos zumindest ansatzweise zu überlisten. Leider kommt er nicht ganz hinterher, denn die Liste ist lang und täglich schleichen sich neue Gedanken hinzu. Aber er ist tapfer und arbeitet das Chaos ab. Tag für Tag. Er nennt sich der kleine Schreibling, ist fleißig und kreativ und macht aus Problemen Worte. Die Worte bekämpfen die Verdrängung, lassen die Truhe nicht überlaufen. Sein Instrument ist ein kleiner Füller mit nie enden-wollender Tinte. Solange mein Gehirn arbeitet, arbeitet auch der kleine Schreibling und stellt sicher, dass meine Gedanken mich nicht in die Irre führen. Dass ich nicht eines Tages inmitten einer Menschenmenge wortwörtlich platze. 

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