Ich glaube daran, dass ein Mensch platzen kann. Ja,
wirklich. Und zwar nicht nur metaphorisch. Ich rede hier von der tatsächlichen
Bedeutung. Platzen vor Neugier, vor Ungeduld und platzen weil zu viele Gedanken
das Universum seines Gehirns bevölkern. Diese Gedanken haben bei mir eine
menschliche Form. Sie sind kleine Arbeitstiere die in meinem Kopf rumlungern
und darauf warten Unheil anzurichten. Nicht alle, einige versuchen Ordnung in
das Chaos zu schaffen. Aber mein ordentlichster Gedanke ist immer noch
chaotischer als der Messinachbar von Nebenan. Ein Männchen nennt sich
Verdrängung. Den habe ich besonders gerne. Er verschafft mir phasenweise Ruhe
und sperrt einfach alle möglichen Gedanken in eine große Truhe, ganz hinten in
meinem Gehirn irgendwo da wo sich der Hipotalamus und das Großhirn reffen.
Leider sind Truhen keine Zauberhüte so wie diese die die Magier für ihre
Zaubertricks benutzen. Diese Hüte aus denen Hasen und Tauben rausgezogen
werden. Ach kleiner Hut wieso hast du so viel Platz?
Einer dieser Gedanken hat es geschafft das Chaos zumindest
ansatzweise zu überlisten. Leider kommt er nicht ganz hinterher, denn die Liste
ist lang und täglich schleichen sich neue Gedanken hinzu. Aber er ist tapfer
und arbeitet das Chaos ab. Tag für Tag. Er nennt sich der kleine Schreibling, ist
fleißig und kreativ und macht aus Problemen Worte. Die Worte bekämpfen die
Verdrängung, lassen die Truhe nicht überlaufen. Sein Instrument ist ein kleiner
Füller mit nie enden-wollender Tinte. Solange mein Gehirn arbeitet, arbeitet
auch der kleine Schreibling und stellt sicher, dass meine Gedanken mich nicht
in die Irre führen. Dass ich nicht eines Tages inmitten einer Menschenmenge
wortwörtlich platze.
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